Blütenpracht im „Tobi Land“

20.05.2021 – Der Kanton Thurgau ist bekannt für seinen „Bluescht“. Kirschen-, Zwetschgen-, Birnen- und Apfelbäume sowie verschiedene Beerenkulturen stehen soweit das Auge reicht im «Voll Bluescht». Bei einem Spaziergang durch die Obstgärten und Beerenkulturen, fällt manchem Naturliebhaber auch der summende Begleitton auf. Was hinter diesem Summen steckt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

 

Summende Wildbienen


Nicht nur die Kern-/Steinobstbäume, sondern auch die Beerensträucher erwachen aus ihrem Winterschlaf. Auch die rund 600 verschiedenen Wild- und Honigbienenarten sowie die Hummeln haben Gefallen an der Blütenpracht. Oftmals befinden sich die Obstkulturen unter Hagelnetzen und/oder Folientunnels, so dass die Blüten für die Bestäuber nur eingeschränkt zugänglich sind. Der Obstfachmann bringt daher diese Nützlinge selber in seiner Anlage aus. Für welche Art der Bestäuber er sich entscheidet, ist abhängig von der Obstart sowie den artspezifischen Merkmalen wie Flugweise, Grösse, Vorliebe etc. Da die Wildbienen für einen Grossteil der Bestäubung der Obstbäume verantwortlich sind, haben sie eine hohe Bedeutung für die Entwicklung der Früchte. Deshalb befassen wir uns in diesem Bericht näher mit den Wildbienen. Ist die Blüte einmal geöffnet, bleiben für eine erfolgreiche Bestäubung mit anschliessender Befruchtung nur 4-5 Tage Zeit.

Mauerbienen, die zu den Wildbienen gezählt werden, bestäuben bereits ab 4-6 Grad Celsius. Dies jedoch nur bei Sonnenschein und Windstille. Sie fliegen nur im Umkreis von 50-100 Metern um ihren Nistort und bestäuben dabei hauptsächlich die Obstblüten. Im Gegensatz zu den Honigbienen, interessieren sich die Mauerbienen nicht für den Klee oder andere Pflanzen. Angesichts dieser Eigenschaften sind sie bei schwierigen Witterungsverhältnissen effizienter als Honigbienen. Positiv für uns Menschen ist zudem, dass die Wildbienen nicht stechen.
Aus diesen Gründen werden gezüchtete Mauerbienen bewusst für eine nachhaltige und ökologische Bestäubung im konventionellen und biologischen Obstbau eingesetzt. Kurz vor dem Blühen setzt der Obstfachmann, die Brutbox mit den Mauerbienen an einem geeigneten Ort in der Anlage auf. So beispielsweise in ca. 40 cm Höhe in die Pflanzreihen oder er hängt diese einfach irgendwo an einen Pfahl. Im Freiland braucht es pro Hektar ca. 500-1000 Mauerbienen und unter Volleinnetzung zwischen 1500-2000 Mauerbienen pro Hektare. Diese suchen Nahrung für ihren Nachwuchs und bestäuben damit gleichzeitig die Obstbäume. Der Überfluss an Blüten ist enorm, denn für eine gute Ernte reicht es, wenn pro Baum 5 % (Kernobst) bzw. 20 % (Steinobst) der Blüten befruchtet werden. Bei den Beerenkulturen müssen für eine gute Ernte jedoch pro Pflanze zwischen 80-90 % der Blüten befruchtet sein. Generell ist man auf eine gute Bestäubung angewiesen, da es sonst leicht zu deformierten Früchten kommen kann. Im Herbst wird die Brutbox mit den nistenden Weibchen zur fachgerechten Überwinterung an den Anbieter zurückgeschickt. Interessierte, verweisen wir gerne auf die Homepage https://pollinature.net/ oder www.proosmia.ch.
Wir freuen uns jetzt schon wieder auf die heranwachsenden Früchte mit Biss.

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